Quelle: Berliner Kurier
Berlin. Dieses Sechstagerennen und Schluss. Saison zu Ende. Punkt. Aus. Pause. Nicht mal die Olympischen Spiele in Rio können daran was ändern. Weil die Olympischen Spiele schlichtweg nicht drin sind. Berlins Super-Sprinter Robert Förstemann braucht eine Auszeit. Drei Monate mindestens. Vielleicht auch vier. Es ist einiges schiefgelaufen im letzten Jahr beim Olympia-Dritten von 2012. Förstemann sagt: „Jetzt fange ich wieder bei null an.“
Das meint er so, wie er es sagt. Wortwörtlich. Nach einer verkorksten Saison hat er alles und jeden in Frage gestellt. Auch sich selber. Und er hat Konsequenzen gezogen. „Ich arbeite seit 14 Tagen nicht mehr mit Emu Raasch zusammen“, sagt Robert dem KURIER. Was ihm wichtig ist: Sein langjähriger Coach ist nicht der Buhmann für eine verpasste Quali. „Ich habe Emu viel zu verdanken. Ich habe jahrelang mit ihm erfolgreich zusammengearbeitet, wir haben Weltrekorde und Titel eingefahren. Olympia-Bronze kam auch nicht von ungefähr“, ist der 29-Jährige wirklich dankbar.
Den Schritt, nun getrennte Weg zu gehen, hat sich Förstemann deshalb auch gut überlegt. Vor einem Jahr präsentierte Raasch ihm einen neuen Fitness-Coach. Einen, der das Krafttraining nach dem Bandscheibenvorfall an Weihnachten 2014 optimierte. „Johannes Lukas hat mir zum Beispiel bei den Kniebeugen eine völlig neue Technik beigebracht. Ich bin jetzt wieder bei den Lasten, die ich vor dem Bandscheibenvorfall gestemmt habe. Aber ich habe weder Knie- noch Rückenschmerzen“, erzählt Förstemann. Ein Zustand, den der ehrgeizige Sportler seit einem Jahrzehnt nicht mehr kannte.
Der absolute Tiefpunkt war dann im Trainingslager in Colorado erreicht. Im Oktober reiste er besessen vom Ehrgeiz krank zur Nationalmannschaft in die USA. Er schleppte sich durch, brachte seine Leistungen nicht, nahm Medikamente, die auf den Magen schlugen und kam mit acht Kilo weniger Muskelmasse zurück. „Davon habe ich mich dann nicht mehr erholt“, bedauert Robert.
Rückgängig machen kann er es nicht. Er blickt nach vorn. Nach über elf Jahren Leistungssport ohne Pause gehören die nächsten drei bis vier Monate seinem Körper – von oben bis unten soll der durchgecheckt werden –, seiner Familie und dem Studium.
Auch sein jährliches Pflichtpraktikum beim Arbeitgeber Bundespolizei steht an. Die Räder dürfen, sollen und müssen in dieser Zeit im Keller verstauben. Bis er wieder angreifen kann, sucht er einen neuen Sprint-Trainer, hat Kontakte, aber nichts ist spruchreif bis jetzt. „Wenn das geklärt ist, will ich noch einmal vier Jahre durchziehen. Ich habe lange nicht alles erreicht, was ich erreichen kann“, sagt Robert in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2020.
Bis dahin gibt er bei den Sixdays noch mal Vollgas. „Ich kann mich auf meinen Körper im Moment nicht verlassen. Aber ich verspreche, dass ich alles aus ihm herausholen werde, um auf meiner Heimbahn noch mal einen Erfolg zu feiern.“